Das Kleine Ski-Wachsen 1x1
Langlaufski richtig präparieren: Expertentipps von Langlaufexpertin & Biathletin Andrea Grossegger

Andrea, verrate uns doch das kleine 1x1 des Skiwachsen. Was sind die essenziellen Schritte?
Am Allerwichtigste ist, dass man die Ski vorher immer gut reinigt. Am besten einfach ein Handtuch ins Auto geben und direkt nach dem Laufen trockenreiben. Denn es ist trügerisch: auch wenn der Schnee reinweiß ist, ist er nicht sauber. Sobald das Wasser verdunstet, bleibt der Dreck am Belag. Über diesen Schmutz dann etwas drüber schmieren oder sprühen, macht keinen Sinn. Das kann man gut mit der Hautpflege vergleichen: Der Ski hat wie die Haut feine Poren und man reinigt das Gesicht ja auch, bevor man es eincremt. Also die Ski vorm Service immer gut reinigen.
Womit reinigt man die Langlaufski am besten?
Es gibt spezielle Wachscleaner und Skireiniger – ein spezielles Mittel für den Belag. Bitte keine Nitro-Verdünnung, Aceton oder Nagellackentferner verwenden – das ist alles zu aggressiv. Das Trockenwischen mit einem Handtuch direkt nach dem Laufen ist aber schon mal das kleine 1x1 der Pflege.
Wie oft sollte man durchschnittlich wachseln?
Nach 2-3 x Laufen – je nachdem, wie die Schneebedingungen sind und wie dreckig der Ski ist. Als Faustregel gilt: Das Wasser immer nach dem Laufen vom Ski wegwischen, dann kann man unbeschwert wieder Laufen gehen.
Was sind denn die häufigsten Fehler beim Skiwachseln?
Durch den Trend der Fellski gibt es mittlerweile sehr viele Flüssig- & Sprühwachse, die supergut funktionieren – sofern man den Ski vorher gut gereinigt hat. Damit kann man seine Ski ein paar Mal hintereinander selbst präparieren. Dabei folgende Schritte beachten:
- mit einem Wachscleaner reinigen
- trocknen wischen
- Sprühwachs drauf
- einwirken lassen
- polieren
Zwischendurch sollte man die Ski aber immer wieder mal zum Einbügeln zum Profi bringen, da diese Methoden nur oberflächlich sind ; )
Wie oft sollte man Langlaufski wachsen?
Oft genug ; ) Viele glauben sie kaufen einen NoWax-Ski und brauchen diesen dann nicht mehr zu servicieren. Generell gibt es keinen NoWax-Ski, da alle Ski gewachst werden müssen. NoWax Ski ist lediglich die Bezeichnung für Ski im klassischen Bereich, bei denen man in der Steigzone Schuppen oder Fell hat. Das ist aber ein irreführender Begriff. Für den Amateur- und Trainingsbereich gibt es mittlerweile Allroundwachse, die von +10°C bis -10°C den ganzen Bereich abdecken – damit ist man nie auf der falschen Seite.
Wie halte ich Felle optimal in Schuss?
Für Felle gibt es einen speziellen Fellreiniger und eigene Fellwachse in Flüssigform. Reinigen, Besprühen und das war’s. Bei Schuppenski nimmt man den normalen flüssigen Wachsreiniger und -spray.
Die Gleitzone ist beim klassischen Ski hinten & vorne – die Mitte ist ausgespart für Klister, Fell oder Schuppen. Beim Skatingski ist im Vergleich dazu die Gleitzone durchgehend – wie beim Alpinski. Die Gleitzonen gehören natürlich auch behandelt.
Wie lautet die Faustregel, wie oft Ski gebügelt gehören?
Das ist sehr schneeabhängig. Bei sauberem Pulverschnee oder schnellem, grobkörnigem Schnee, wird der Ski nicht so schnell langsam. Aber im Frühjahr, wenn der Schnee faul, nass und dreckig ist, merkt man wie langsam der Ski wird. Dann sollte man die Ski bestenfalls nach jedem Lauf präparieren. Das ist ein bisschen eine Gefühlssache. Die goldene Regel lautet: Je besser der Ski präpariert ist, desto leichter geht das Langlaufen. Und desto mehr Spaß hab‘ ich – vor allem in der Ebene und Bergauf.Langlauf- & Alpinski – gibt’s da einen Unterschied beim Wachseln?
Langlauf vs. Alpinski – gibt’s einen Unterschied?
Nein, sowohl die Wachse als auch der Vorgang ist derselbe – Belag ist Belag. Mit dem Unterschied, dass Langlaufski netter in der Handhabung sind, da sie keine scharfen Stahlkanten haben ; )
Verrätst du uns ein paar Profi-Tipps fürs Ski-Bügeln?
Das Bügeln ist keine Hexerei! Man sollte Ski generell immer in einem Raum präparieren, der nicht zu kalt ist, weil sich das Wachs bei Kälte sofort zusammenzieht und nicht in den Belag einziehen kann. Man braucht einen sogenannten Wachsbock, auf dem man den Ski gut fixieren kann. Wichtig ist den Ski erst gut zu reinigen, anschließend zu trocknen und gut auszubürsten. Im Gegensatz zum Hemdenbügeln, fährt man beim Skibügeln nicht hin & her, sondern immer nur in eine Richtung: von der Spitze zum Ende. Um die Hitze gleichmäßig zu verteilen. Dabei hält man das Paraffin oder Gleitwachs ans Bügeleisen und macht eine gerade Linie am Belag entlang – einmal auf der rechten Seite, einmal auf der linken Seite – und bügelt 3-4 x Mal drüber, damit sich das Wachs gleichmäßig verteilt. Danach gut auskühlen lassen und abziehen.
Was ist beim Abziehen zu beachten?
Zuerst zieht man mit einem Rillenstift Rille und Kanten ab; danach stufenweise und ohne Gewalt mit einer Plexi-Klinge den Belag – bis nichts mehr drauf ist. Anschließend mit einer Bürste ausbürsten und polieren. Bitte keine Stahlklingen verwenden: diese sind für Langlaufski zu aggressiv und zerstören die feine Struktur. Diese ganz feinen Rillen kommen erst beim Brüsten heraus und sind notwendig, damit der Belag sich bei nassem Schnee nicht ansaugt.
Stein geküsst – tiefer Kratzer im Belag. Was tun?
2-3 Mal lässt sich der Belag professionell im Langlauf-Fachgeschäft schleifen, dann ist er kaputt. Also besser gut auf aufpassen und bei Straßen und Schotterwegen abschnallen und tragen. Im Notfall einen neuen Ski kaufen und den Alten als „Stoanaski“ bei schlechten Bedingungen auspacken.
Du bietest Gästen vom Hotel Ritzenhof und deinen Kunden auch Workshops an …
Richtig, wenn jemand selbst professionelles Skiwachsen lernen möchte, kann er sich mit mir einen Termin ausmachen und ich zeig ihm die Basics. Das macht Spaß und durchaus Sinn – wenn man viel läuft, Kinder im Nachwuchs oder mehrere Paar Ski zum Servicieren hat. Ich zeig dir wie‘s funktioniert – vom Reinigen, übers Einbügeln, zur richtige Handhabung der Klingen und dem Timing. Wenn man‘s einmal unter professioneller Anleitung gemacht hat, wie etwa bei einem meiner Workshops im Hotel Ritzenhof oder im Sport Grossegger in Saalfelden, ist das wie gesagt keine Hexerei.
Wie lagere ich meine Langlaufski über den Sommer?
Egal ob Langlaufski, Alpinski oder Snowboard: Die Ski NIE im Freien stehen lassen. Auch nicht waagrecht in die Garage oder den Keller legen – ansonsten frisst sich eine dicke Staubschicht Monate lang in den Belag. Am besten werden die Ski zur Sommerlagerung mit Paraffin oder Gleitwachs eingebügelt – ohne sie abziehen oder abzubürsten, das dient, wie eine Gesichtsmaske als Schutzschicht – und in einem Skisack verstaut. Wer keinen Skisack zur Verfügung hat, kann ein altes Leintuch oder einen Müllsack verwenden.
Und wie sieht der optimale Transport von Langlaufski aus?
Das Wichtigste beim Transport ist: Die Ski NIE am offen am Autodach OHNE Box transportieren. Immer in einer Dachbox oder einfach im Wageninneren. Langlaufski sind im Vergleich zu Alpinski leicht und haben keine Stahlkanten, d.h. sie machen im Auto für gewöhnlich nichts kaputt.
ZUR PERSON
Ewige Loipenliebe: Die gebürtige Vorarlbergerin Andrea Grossegger steht bereits seit ihrem 10 Lebensjahr auf Langlaufski (erst auf Holzski im regionalen Verein, später im Skigymnasium Stams) und ist die erste österreichische Biathletin, die bei Weltmeisterschaften eine Medaille erobern konnte. Neben der Bronze-Medaille 1984 holte in Chamonix holte sie während ihrer Karriere zahlreiche Österr. Meisterschaftstitel und 6 x den Gesamtsieg der World Classic Trophy. Heute unterstützt sie als Trainerin, Organisatorin und Vize-Präsidentin den HSV Saalfelden – einer der erfolgreichsten Biathlonvereine Österreichs –betreibt das Langlauf-Fachgeschäft Sport Grossegger in Saalfelden, gibt Privatkurse und ist als engagierte Langlaufexpertin im Hotel Ritzenhof in Saalfelden-Leogang tätig. Die Liebe zur Loipe hat sie weitergegeben: Ihr Sohn Sven Grossegger ist ebenfalls Biathlet.













