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Immer eine Spur besser – Langlaufen in Kandersteg

Kandersteg. Diesen Ort verbinde ich unweigerlich mit dem Lötschbergtunnel, der sich hier in den Berg bohrt und nach einer circa viertelstündigen Fahrt bei Goppenstein die Mitreisenden des Autozugs wieder ausspuckt. Eine solche Fahrt mit dem Autoverlad bleibt uns aber diesmal verwehrt, denn wir haben unser Ziel bereits mit Kandersteg erreicht.

Dieser kleine Schweizer Ort liegt im Kanton Bern, ungefähr eine Autostunde südlich der gleichnamigen Stadt und ist somit aus Deutschland ganz einfach und unkompliziert zu erreichen. Doppelt so viele Gästebetten wie Einwohner beweisen, dass der Tourismus hier das ganze Jahr über wichtiger Bestandteil ist. Dementsprechend vielfältig sind auch die Ausflugsziele und die sportlichen Möglichkeiten in der Region, die zum erweiterten UNESCO-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch gehört. Vor allem Anhänger des nordischen Wintersports wie wir es sind, finden hier in Kandersteg ein umfassendes Angebot.

Das Loipennetz breitet sich weitläufig quer durch das Kandertal aus. Die übersichtliche Loipenkarte gibt zwar die unterschiedlich schweren Strecken gut wieder und die Beschilderung an der Loipe sorgt für zusätzliche Orientierung, wir wollen aber die bestmögliche Information zu den mehr als 100 Loipenkilometern in der Region und treffen uns mit Urs.

Kandersteg
(c) Kandersteg Tourismus

Urs Niedhart hat vor 13 Jahren, nach seinem Aufenthalt in den USA, wo er während der Wintermonate am Lake Tahoe als Langlauflehrer tätig war, gemeinsam mit seiner Frau Ingrid die Langlaufschule Edelweiss in Kandersteg eröffnet. Mehr als zehn Langlauflehrer und -lehrerinnen sind bekannt für die professionelle Beratung und Unterstützung vor Ort. Wir treffen uns mit Urs direkt in der Loipe.

Insgesamt stehen 55 Kilometer klassisch gespurte Strecken und 52 Kilometer für den Skating-Stil zur Verfügung. Gemeinsam mit Urs haben wir uns für die 9 Kilometer Loipe entschieden, die dorfauswärts zur Sprungschanze führt und gerade für die Skating-Technik ein schöner Rundkurs ist. Mit dieser Wahl befinden wir uns allemal auf der sicheren Seite, denn sollte uns die Luft ausgehen, können wir beim „Öschigässli“ einfach abkürzen.

Urs steht heute ganz und gar für unsere persönlichen Langlaufwünsche bereit. Da wir keine Anfänger mehr sind, entscheiden wir uns zunächst für einen Skating-Check, denn eine gute Technik erleichtert so manches und macht höhere Ziele und längere Langlauftouren möglich. Während wir in der Loipe am perfekten Bewegungsablauf arbeiten, erzählt uns unser Lehrer nicht ganz ohne Stolz, dass hier Ende Jänner, Anfang Februar die Nordischen Junioren Skiweltmeisterschaften stattfinden werden und der ein oder andere Star von morgen den Grundstein seiner Karriere hier in der Region gelegt hat.

Langlaufen in Kandersteg
(c) Kandersteg Tourismus

Die Loipen in Kandersteg sind aber auch bestens für Trainingsaufenthalte geeignet. Alle Teilabschnitte sind als Rundkurs angelegt und können so je nach Wunsch mehrmals befahren oder miteinander kombiniert werden. Auch für schneearme Winter ist bestens vorgesorgt: die Höhenloipe Sunnbüel liegt auf 1.920 Meter Seehöhe und ist der Garant für Langlaufen auf Naturschnee. Die schneesichere Loipe, die von Weihnachten bis Ostern präpariert wird, ist mit der Luftseilbahn Sunnbüel bequem zu erreichen. Ab der Bergstation der Luftseilbahn Sunnbüel führt die Loipe hinunter zur Ebene der Spittelmatte. Die abwechslungsreiche Runde geht bei den Sennhütten und am Arvenwald vorbei, zurück in die Nähe vom Skilift. Mit dem Wochen-Loipenpass gibt es eine Reduktion von 10% auf die regulären Berg- und Talfahrten.

Entgegen der weitläufigen Meinung von der überteuerten Schweiz kostet der Wochenpass mit Gästekarte umgerechnet 26 Euro – ein durchaus erschwingliches Vergnügen im Vergleich zu anderen Wintersport-Angeboten. Der Pass kann bereits von zu Hause online bestellt werden. Vor Ort geht es dann genauso komfortabel weiter: direkt an der Loipe stehen Garderoben mit Duschen zur Verfügung und wer tagsüber nicht auf sein Trainingspensum kommt, kann auf der beleuchteten Nachtloipe noch den einen oder anderen Kilometer zurücklegen.

Verschneites Kandersteg
(c) Kandersteg Tourismus

Besonders reizvoll ist auch die 14 Kilometer lange Panoramaloipe rund um Kandersteg – hier schlagen unsere Herzen als Naturliebhaber höher. Der Blick über die verschneite Berglandschaft spornt uns abwechselnd zu Höchstleistungen sowie zum Innehalten und Genießen an. Wer sich den Rundkurs vornimmt, soll aber in jedem Fall eine gute Kondition mitbringen: der Anstieg auf die 1.318 Meter hoch gelegene „Höh“ verlangt uns schon einiges an Kraft ab, genauso wie die technisch anspruchsvolle Abfahrt wieder hinunter. Eine Besonderheit der Region ist die sogenannte Herzloipe. In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Herzstiftung wurden in der Schweiz fünf Rundloipen ohne größere Steigung ausgewählt. Sie sind ideal für Langlauf-Einsteiger und all diejenigen, die etwas für ihre Herzgesundheit tun wollen. Die Herzloipe in Kandersteg, ein drei Kilometer langer Kurs, bietet sich optimal als Aufwärmrunde an.

Abwechslung muss sein, auch oder vor allem im Urlaub. Die schmalen Langlauf-Ski gegen breite, mit Fell bezogenen Tourenskier zu tauschen, lohnt sich in Kandersteg auf alle Fälle. Im berühmten Skitourengebiet Sunnbüel-Gemmipass gibt es zahlreiche Routen, von einfach bis schwer ist alles dabei. Einsteiger als auch Fortgeschrittene können hier die Bergwelt auf ihre schönste Art erleben – nämlich von oben. Auch eingefleischte Langläufer werden den Perspektiven-Wechsel nicht bereuen. Wer sich in der Region nicht auskennt, sollte sich einem Bergführer anschließen, der ihn sicher durch die verschneite Landschaft begleitet.

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